Zu wenig Frauen in der Politik

 Frauen in die Politik   von
Zu wenig Frauen in der Politik - Karin Petersen-Nißen
Foto: shz ©2018

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt weist in ihrem Tätigkeitsbericht auf nach wie vor bestehende Probleme hin.

Auf den Plätzen im Ständesaal lagen pinkfarbene Bleistifte. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass die Gleichstellungsbeauftragte Karin Petersen-Nißen eine Botschaft unter die Ratsmitglieder zu bringen hatte. „100 Jahre Frauenwahlrecht“ steht auf den Stiften – der Schriftzug weist auf ein bevorstehendes Jubiläum hin. Im November 1918 trat in Deutschland das Reichswahlgesetz in Kraft, das auch den Frauen endlich die aktive Teilnahme am politischen Geschehen ermöglichte – ein Meilenstein in der Geschichte der Demokratie.

Da passte es nur zu gut, dass Petersen-Nißen der Ratsversammlung in der Sitzung am Montag ihren Tätigkeitsbericht für die zurückliegenden drei Jahre präsentierte. In ihrer Erläuterung musste sie feststellen, dass der Frauenanteil in den deutschen Parlamenten in den vergangenen Jahren rückläufig ist. Das gelte leider auch für die Schleswiger Ratsversammlung, erklärte sie. In der Stadtvertretung sind gerade mal sieben der 31 Mitglieder weiblichen Geschlechts.

„Dennoch ist es erstmals gelungen, eine nahezu paritätische Besetzung in den Aufsichtsräten hinzubekommen“, betonte Petersen-Nißen. Lange Zeit waren die Gremien, die die Schleswiger Kommunalbetriebe kontrollieren, ein reiner Herrenclub. Dann zwang ein Urteil des Oberlandesgerichts die Politik im Land zum Handeln. In Schleswig gab es daraufhin seit Ende 2016 intensive Gespräche zwischen Politik und Gleichstellungsstelle. „Bleibt zu hoffen, dass die entsandten Frauen ihrer Aufgabe gerecht werden können und die nötige Unterstützung aus ihren Fraktionen bekommen“, schreibt Petersen-Nißen in ihrem Bericht.

„Es wäre wünschenswert, wenn wir auch in der Ratsversammlung mehr Frauen hätten“, räumte Ratsherr und CDU-Stadtverbandschef Helge Lehmkuhl ein. Immerhin sei es seiner Partei in Schleswig gelungen, den Vorstand paritätisch zu besetzen. „Da sind wir schon auf dem richtigen Weg.“

Lehmkuhl lobte wie auch SPD-Fraktionschef Stephan Dose ausdrücklich das Wirken von Petersen-Nißen, die seit 18 Jahren den Posten der Gleichstellungsbeauftragten bekleidet. Dose wies zugleich darauf hin, dass es bis zur völligen Gleichstellung zwischen Mann und Frau noch ein weiter Weg sei und führte das Problem der nach wie vor unterschiedlichen Entlohnung an.

Die Gleichstellungsbeauftragte ist in das Verwaltungshandeln eingebunden und somit auch bei allen Personalauswahlverfahren beteiligt. Auch ist sie Anlaufstelle für Ratsuchende. So sei sie zum Beispiel mit Themen wie Sorgerecht, Kindesunterhalt, Gewalt und Sucht in der Ehe oder Schwierigkeiten im Umgang mit Ämtern und Behörden konfrontiert worden, listet Petersen-Nißen in ihrem Bericht auf. Darüber hinaus arbeitet die Gleichstellungsbeauftragte in Arbeitskreisen mit, hat sich dabei zum Beispiel darum gekümmert, wie Arbeitgeber attraktiver werden und so dem Fachkräftemangel begegnen können.

Quelle: https://www.shz.de/21149772 ©2018
Author: Alf Clasen, 25.09.2018

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